Pferde sind Lebewesen, dazu sehr soziale, und entsprechend auf Kommunikation angewiesen. Wer sich noch nicht besonders viel mit Pferden beschäftigt hat, wird nicht auf Anhieb sehen, wie sie kommunizieren. Dabei kann es schon wichtig sein, diese zu kennen, wenn es nur ums Streicheln auf der Weide geht.
Grundsätzlich hat ein Pferd mehrere Kommunikationswege: Laute, Körpersprache, Berührungen, Gerüche, bioenergetisch und Übertragung von Emotionen. In diesem Artikel wollen wir auf die Körpersprache bei Pferden eingehen und erklären, wie diese aussieht und was sie bedeutet.
Körpersprache: die Ohren
Grundsätzlich ist schon viel über die Pferdeohren zu erkennen, von denen es neun verschiedene gibt. Allerdings wird das, was das Pferd sagen möchte, erst durch andere Teile des Körpers verständlich: So muss auch auf den Mund, den Schweif, die Muskeln und vieles mehr geachtet werden, um die Körpersprache richtig zu verstehen.
Dennoch lässt sich an den Ohren schon eine Grundstimmung erahnen:
- Entspannung: leicht nach hinten geneigt
- Langeweile/Dösen: leicht zur Seite geneigt
- Interesse: gespitzt, steil aufgerichtet
- Schlechte Laune/Drohen: enganliegend
- Konzentration auf den Reiter: enganliegend
- Unsicherheit: in unterschiedliche Richtungen gedreht
Schweif
- Ausgeglichener Gemütszustand: leicht angehoben, entspanntes hin- und herschwingen
- Angst: zwischen die Beine geklemmt
- Unzufriedenheit: Schlagen/Peitschen
- Gute Laune / Spiellaune: angehoben
Maul
- Schlaf- bzw. Entspannungsphase: lockere, leicht runterhängende Lippen
- Schmerzen / Unwohlsein: stark zusammengepresst
- Interessante Gerüche oder Schmerzen: gehobene Oberlippe, Kopf weit nach oben gestreckt
- Zeigen der Zähne: Schmerzen
- Unterlegenheit (Fohlen): geöffnetes Maul, Zähne zeigen, leeres Kauen
Nüstern
- Flucht: gebläht
- Schreck: geweitet
Augen
- Erregung / Angst: rollen, weißer Teil wird sichtbar
- Unwohlsein / Schmerzen: Trübheit, steile Falten, Stumpfheit, Ausdruckslosigkeit
- Freude / gute Gesundheit bzw. Laune: lebhaft, glänzend, wach
Die wichtigsten Signale
Das Pferd möchte geputzt werden
Pferde zeigen mit ihrem Maul genau da hin, wo wir sie putzen und/oder streicheln sollen. In Kombination mit den folgenden Signalen wird eindeutig, was es möchte:
- Zusammengezogene Oberlippe
- Vorgestreckte Oberlippe, die sich hin- und herbewegt
- Ohren zur Seite oder nach vorne
- Augen sind teilweise oder ganz geschlossen
- Gegen die Berührung vom Menschen lehnend
- Angespannte Muskeln
- Lockerer Schweif
Hallo, schön, dass Du da bist!
- Augen und Ohren auf den Ankömmling gerichtet
- Geweitete Nüstern
- Gewölbter Hals
- Lockerer oder leicht aufgestellter Schweif
- Hochgezogene Maulspalte
- Naso-Nasal-Kontakt
Unterlegenheit (Fohlen / junge Pferde)
- Leerkauen mit offenem Maul
- Nach vorne gestreckter Kopf
- Geduckter Körper
Unterlegenheit (erwachsene Pferde)
- Meiden der ranghöheren Pferde
Wenn Pferde Respekt einfordern wollen oder drohen
Drohgebärden bzw. das Einfordern von Respekt fällt oftmals nicht auf – es sei denn, es ist schon zu spät. Die Gesten sind sehr dezent – haben allerdings auch die entsprechende Wirkung, sodass größere Konflikte ausbleiben.
Wenn Pferde Respekt einfordern oder drohen, beginnt dies mit einem kurzen Blick und dem Runzeln der „Augenbrauen“. Folgt darauf keine Reaktion, wird ein wenig der Kopf geschwungen, das Ohr kurz angelegt und das Gewicht auf die Hinterbeine verlagert. In der Regel ist der Streit spätestens dann geklärt, aber manchmal will das Gegenüber es auch wissen.
Ist das der Fall, wird der Kopf noch etwas mehr geschwungen und das Hinterbein ein wenig gehoben. Danach wird es deutlicher: Die Ohren legt das Pferd an den Hals an, es zieht die Maulwinkel zurück, zeigt mitunter auch die Zähne, die Nüstern werden schmal und die Augen groß und der Kopf wird nach vorne gestreckt.
Ist das Gegenüber dann immer noch nicht bereit zu gehen, wird angegriffen. Dabei öffnet das Pferd sein Maul, beißt zu oder dreht sich um und schlägt mit den Hufen zu.