Es ist so weit: Du möchtest dir endlich den Traum von einem eigenen Pferd erfüllen. Damit du an keinen unseriösen Verkäufer gerätst, geben wir dir ein paar Tipps zum Pferdekauf, die du beachten solltest.
Die Umgebung
Schau dir den Stall und die Haltung an: Wirken die Anlage und die anderen Tiere (sofern vorhanden) gepflegt? Findet eine artgerechte Haltung statt? Wirken die anderen Tiere verstört, ungepflegt oder verwahrlost? Versuche, dich im Netz zu informieren, wenn es sich um einen Züchter handelt.
Verhalten und Äußeres des Pferdes
Nicht nur den Verkäufer solltest du unter die Lupe nehmen, sondern ebenso das Pferd.
Verhalten des Pferdes
- Wirkt es nervös und angespannt oder ruhig und gelassen?
- Ist es willig, geführt zu werden?
- Beißt, koppt oder schlägt es?
Wir empfehlen dir, mit dem Pferd in Kontakt zu treten. Beispielsweise könntest du es selbst satteln oder es putzen.
Das Äußere des Pferdes
Schau dir das Äußere des Tieres an, weil es dir Aufschluss über seinen körperlichen und geistigen Zustand gibt.
Gute Anzeichen
- gut verteilte Proportionen
- glänzendes und glattes Fell
- keine herausstechenden Rippen
- saubere, intakte Hufe
- ausreichend dicke Hufeisen
- sauberer Hinterbeine und Schweif
- problemlose Atmung
- gut geneigte und bemuskelte Schulter
- kräftiger Mittelfuß
- gesunde Zähne
- trockene und saubere Nüstern
- trockene und klare Beine
- taktreines Laufen
Alarmsignale
- schlecht verteilte Proportionen
- stumpfes und struppiges Fell
- sichtbare Rippen
- verdickte oder geschwollene Gelenke
- verformte und / oder rissige Hufe
- einziehen der Bauchmuskulatur beim Atmen (Lungenproblem)
- sehr dünne Hufeisen
- Humpeln und lahmen
- feuchte und schmutzige / verklebte Nüstern
- Wunden
- kaputte Zähne
Alter einschätzen
Das Alter eines Pferdes kannst du ungefähr über das Gebiss einschätzen. Je mehr Jahre es auf dem Buckel hat, desto weiter stehen die Zähne nach vorne. Entsprechend spitzer fällt der Winkel aus, in dem Ober- und Unterkiefer sich treffen. Schaust du von der Seite aufs Gebiss: Je älter das Tier, desto mehr verändert es sich von oval über eine Ellipse in ein Dreieck.
Ankaufsuntersuchung – AKU
Die Ankaufsuntersuchung führt ein Tierarzt durch und soll dir einen Überblick über den Gesundheitszustand des Pferdes geben. Bei Jungpferden, welche noch nicht ausgewachsen sind, ist sie leider noch nicht zu 100 % aussagekräftig. Die AKUs unterscheiden sich in ihrem Umfang, was du im Detail in Anspruch nehmen möchtest, musst du entscheiden.
Die kleine Ankaufsuntersuchung beinhaltet:
- Beugeprobe
- Knochenbau
- Hufe
- Augen und Ohren
- Herz und Organe
- Kondition
Die große Ankaufsuntersuchung beinhaltet:
- Blutuntersuchungen
Weitere sinnvolle Untersuchungen:
- eventuelle Lahmheiten
- Röntgenaufnahmen von den Gelenken
Wer die Kosten hierfür übernimmt, müsst ihr untereinander ausmachen. Sollte der Vorbesitzer mitteilen, dass gewisse Untersuchungen vor noch nicht allzu langer Zeit durchgeführt wurden, lasse dir das schriftlich vorlegen.
Mache einen Proberitt
Wenn für dich alles in Ordnung aussieht, solltest du einen Proberitt machen. Auf diese Weise bekommst du ein Gefühl, ob ihr harmoniert oder dir noch etwas auffällt.
Schau dabei genau, wie sich das Pferd beim Aufsteigen verhält und ob es still steht oder nervös reagiert. Beim Proberitt solltest du nicht zu viel erwarten, es geht vielmehr darum, einzuschätzen, ob es für dich die richtige Größe hat und ob es für die von dir geplanten Aufgaben passt.
Wichtig beim Proberitt ist auch, ihn dort zu machen, wo du später reitest. Möchtest du ein Pferd fürs Gelände, reite es im Gelände.
Lass dich nicht unter Druck setzen
Ein Pferdekauf ist nicht nur teuer, sondern bedeutet auch Verantwortung. Lass dich also nicht drängeln, nimm dir die Zeit, die du benötigst. Wenn das ein paar Stunden oder mehrere Besuche braucht, ist das so. Versteht der Verkäufer das nicht, lass dir auf keinen Fall ein schlechtes Gewissen einreden, dich nicht anderweitig überreden.
Der Kaufvertrag
Zu unseren Tipps zum Pferdekauf gehört auch die rechtliche Seite: Du solltest ein Pferd niemals ohne einen Kaufvertrag übernehmen. Mündlich gilt er zwar auch, lässt sich aber schwer beweisen, daher empfehlen wir, einen schriftlichen Kaufvertrag aufzusetzen.
Darin enthalten sollten sein:
- Vertragspartner
- Kaufpreis und Zahlungsbedingungen
- Kaufgegenstand (Name, 15-stellige Lebensnummer, Geschlecht, Abstammung, Abzeichen)
- Rückgaberecht
- Rücktritt vom Pferdekauf
- Nacherfüllung
- Eigentumsübergang und Gefahrübergang
- individuelle Vereinbarungen
- Urkunden
- von beiden Parteien unterschrieben
Musterverträge für privat an privat oder Gewerbe an Händler bzw. privat oder für einen Schutzvertrag gibt es kostenlos im Netz.
Benötigte Dokumente beim Pferdekauf
Tauscht nicht nur den unterzeichneten Pferdekaufvertrag aus, sondern achte auch darauf, dass du alle Papiere erhältst:
- Eigentumsurkunde
- Equidenpass
- ggfls. Zuchtbescheinigung oder Deckschein
Fragen, die du stellen könntest
- Hat/hatte das Pferd Krankheiten?
- Ist das Pferd bereits geimpft und wenn ja, gegen was?
- Warum der Verkauf?
- Bringt das Tier besonderen Eigenschaften oder Macken mit?
- Lässt sich das Pferd willig verladen?
- Bestehen Ängste gegenüber bestimmten Gegenständen/Geräuschen?
- Hat das Pferd Turniererfahrung?
Nach dem Kauf
Als neuer Besitzer musst du den Eigentumswechsel bei der FN anzeigen, das sieht die Vorschrift nach der EU-Durchführungsverordnung 2015/262 vor. Danach bist du als Eigentümer namentlich im Pferdepass eingetragen. Das ausgefüllte Formular reichst du gemeinsam mit dem Pferdepass ein.